Belastungsblutdruck
BELASTUNGSBLUTDRUCK
Der große Vorteil der Blutdruckmessung während der Fahrrad-Ergometrie ist die Erfassung des Blutdruckverhaltens unter einer reproduzierbaren, standardisierten körperlichen Belastung. Damit ist eine sehr gute Vergleichbarkeit der Blutdruckwerte gewährleistet. Unter körperlicher Belastung treten emotional und psychisch bedingte Blutdrucksteigerungen, wie sie in der Praxis häufig beobachtet werden in den Hintergrund.
Die Diagnose einer Belastungshypertonie hat insbesondere eine prognostische Bedeutung. Aus therapeutischer Sicht spielt die Beeinflussung des Belastungsblutdrucks bei der Auswahl der Antihypertensiva keine bedeutende Rolle.
Unter dynamischer körperlicher Belastung steigt der systolische Blutdruck kontinuierlich als Folge eines erhöhten Herz-Schlagvolumens an, während der diastolische Blutdruck gleich bleibt oder nur geringgradig ansteigt. Erst bei maximaler Belastung steigt auch auf dem Ergometer der diastolische Blutdruck an, weil die Maximalleistung eine isometrische Muskelkontraktion erfordert, die zu einer starken Zunahme des peripheren Gefäßwiderstands führt.
Die besten Daten zur Belastungshypertonie liegen für eine submaximale Belastung (bis 100 Watt) auf dem Fahrradergometer vor. Es gibt viele Hinweise dafür, dass eine Belastungsuntersuchung z.B. bei normotensiven Personen eine Hypertonieentwicklung vorhersagen kann, und bei hyperteniven Patienten eine zusätzliche prognostische Einschätzung ermöglicht. So kann die Belastungsuntersuchung wichtige zusätzliche Hinweise liefern, die evtl. auch eine Therapieentscheidung erleichtern.
NORMWERTE
Die Deutsche Hochdruckliga empfiehlt für Männer und Frauen im mittleren Lebensalter eine obere Normgrenze von 200/100 mmHg im submaximalen Bereich bei 100 Watt.
Die Beurteilung des Blutdrucks bei maximaler Leistung ist weniger aussagekräftig (schwierige Messung und Bewertung insbesondere des diastolischen Blutdrucks, überschießende Reaktion wegen des hohen Kraftanteils sehr häufig, keine prognostische Wertigkeit). Insbesondere bei älteren und untrainierten Patienten, die keine 100 Watt erreichen, wird der Blutdruck auf einer niedrigeren Belastungsstufe beurteilt.
In den europäischen Leitlinien wird formuliert: Ein Anstieg des systolischen Belastungsdrucks >200 mmHg während der ersten 6 Minuten auf dem Fahrradergometer sagt eine Verdopplung der kardiovaskulären Mortalität bei Männern mittleren Alters voraus.
Die bisherigen Untersuchungen zu den Normwerten erscheinen aufgrund der Einengung auf das mittlere Lebensalter und die Bevorzugung der Männer unzureichend. Die klinische Erfahrung lehrt, dass eine Normgrenze von 200/100 mmHg für alle Altersgruppen zu hoch ist.